Geschichte des Klosters Wessobrunn

Von der Gründung bis zur Zerstörung durch die Ungarn

Inmitten des Pfaffenwinkels, auf einem Hügel südwestlich des Ammersees, liegen Kloster und Ort Wessobrunn.

Begriffe wie „Wessobrunner Gebet“ und „Wessobrunner Stuck“ sind heute durchaus vielen Menschen bekannt auch ohne dass sie einmal dieses kleine, zunächst unscheinbar wirkende Dorf mit den wenigen noch erhaltenen Gebäuden der ehemaligen Benediktinerabtei aufgesucht haben.

Die Geschichte Wessobrunns vor dem 12. Jahrhundert liegt weitgehend im Dunkeln. Die Quellenangabe für die ersten dreieinhalb Jahrhunderte ist äußerst schlecht. Als Grund dafür wird die Vernichtung der gesamten Handschriften und Urkunden bei der Zerstörung des Klosters durch die Ungarn 955 angegeben. [1]

Das Kloster wird erstmals 817 im karolingischen Reichsklosterverzeichnis Kaiser Ludwig des Frommen urkundlich erwähnt.[2] Für P. Coelestin Leutner, der anlässlich des 1000jährigen Bestehens der Abtei Wessobrunn 1753 seine umfangreiche „Historia Monasterii Wessofontani“ herausbrachte, gilt es als eine unbestrittene Tatsache, dass Wessobrunn eine Gründung des Bayernherzogs Tassilo III ist. Er setzt als Gründungsjahr 753 fest.[3]

„Im Jahre 753 ist Tassilo mit seinen Jagdbegleitern Wezzo und Taringeri im Rottwald zwischen Lech und Ammer auf der Jagd. Die Nacht verbringt er in einem Zelt. Im Traum sieht er eine Himmelsleiter auf der Engel auf- und niedersteigen und in der Höhe den hl. Petrus. Am Fuß der Leiter sieht er drei Quellen die kreuzförmig zusammenfließen. Am nächsten Morgen findet Wezzo diese Quellen und Tassilo lässt an dieser Stelle das Kloster errichten, dessen Patron der hl. Petrus ist.“[4]

Aus dem damals personell großen Kloster Benediktbeuern kamen die ersten Mönche. Der erwähnte Abt Ilsung, der aus Niederalteich nach Wessobrunn berufen worden sei, wird jedoch angezweifelt.

Das Kloster Wessobrunn wurde nach der Absetzung Tassilo III durch seinen Vetter Kaiser Karl 788 karolingisches Reichskloster und ab 800 der Diözese Augsburg unterstellt.

Im Laufe der Zeit gewann Wessobrunn immer mehr an kulturgeschichtlicher Bedeutung und seine Aufgaben lagen vermutlich zunächst in der Urbarmachung und Kolonisierung der Gebiete zwischen Lech und Ammer und in der Christianisierung.

Eine große Gefährdung und Belastung der Bevölkerung Bayerns waren seit 907 die immer wieder von Ungarn einfallenden kriegerischen Reiterherden. Zunächst bedeuteten sie wirtschaftliche Einbußen. Herzog Arnulf war gezwungen, den Klöstern umfangreiche Besitzungen wegzunehmen, um mit den Erträgen die Verteidigungskriege zu finanzieren. Hier wird von einer ersten Form der Säkularisation gesprochen, und Arnulf bekam den Beinamen „der Böse“ .[5]

Im Jahre 955, wenige Wochen vor der befreienden „Schlacht auf dem Lechfeld“ ereignete sich der grauenvolle Überfall auf das Kloster. Abt Thiento und sechs Mönche wurden durch Schwerthiebe auf dem nahen Kreuzberg umgebracht. Die von Abt Thassilo Bölzl 1594 errichtete Kreuzbergkapelle erinnert noch heute an dieses Ereignis.
Mit der Zerstörung des Klosters und dem Tod der Mönche war das Leben und Wirken des ersten Benediktinerklosters Wessobrunn zu Ende gegangen .[6]

Literaturangaben

[1] Höppl Reinhard, Die Traditionen des Klosters Wessobrunn, München 1984, 99 *

[2] Prockl Eva, Die Geschichte des Benediktinerklosters Wessobrunn von seiner Gründung bis zum 17. Jahrhundert. Aufsatz in der Festschrift: 1250 Jahre Wessobrunn, Seite 11-26

[3] Authore P. Coelestino Leuttner, Historia Monasterii Wessofontani, S. 7 ff, Deutsche Übersetzung durch Pfr. Dr. Adalbert Mayer und Erika Schelb, Eigenverlag Wessofontanum, Wessobrunn 2001

[4] Ebd.

[5] Prockl Eva, Die Geschichte des Benediktinerklosters Wessobrunn von seiner Gründung bis zum 17. Jahrhundert. Aufsatz in der Festschrift: 1250 Jahre Wessobrunn, S. 11 – 26

[6] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, Schnell & Steiner, München-Zürich, 1988, Seite 10 – 11

Von der 2. benediktinischen Zeit bis zum 30jährigen Krieg

Von 955 bis zur Neugründung des Benediktiner-Klosters im 11. Jahrhundert (1065) waren in Wessobrunn keine Benediktiner, sondern Säkularkanoniker, und Wessobrunn war Eigenkloster des Bistums Augsburgs.

Papst Leo IX besuchte das Kloster um Probst Sintpert zu bestärken, die klösterliche Disziplin und die Abtswürde wieder herzustellen.[1] Bischof Embrico schließlich widmete sich der Wiedererrichtung des benediktinischen Lebens. Probst Adalbero wurde nun selbst Benediktiner und leitete vom 1. November 1065 segensreich bis 1100 das Kloster. Mönche aus St. Emmeran in Regensburg bildeten den neuen Konvent . Zu dieser Zeit orientierte sich das klösterliche Leben an der Gorzer Reform .[2]

Um 1100 entstand auch ein Frauenkonvent und Wessobrunn wurde Doppelkloster. Dieses wurde jedoch um 1220 wieder aufgelöst. In dieser Zeit lebte in Wessobrunn die Inklusin Diemut. Sie zählte zu den „fleißigsten und begabtesten Buchschreiberinnen des Mittelalters“ und bereicherte durch ihre umfangreiche literarische Tätigkeit die Klosterbibliothek um 45 Codices. (Siehe unten)

Unter Abt Waltho (1130-1156) kam auch das „älteste deutsche Sprachdenkmal christlicher Prägung“ das „Wessobrunner Gebet“ in die Klosterbibliothek. Wessobrunn ist der Fundort, nicht der Entstehungsort des Gebetes. Prof. Hans Pörnbacher geht nach seinen Untersuchungen davon aus, dass es im ehemaligen Bistumskloster St. Michael auf der Insel Wörth im Staffelsee entstanden ist.[3]

Mit Abt Luitpold, der um 1161 aus dem Schwarzwaldkloster Hirsau für einige Jahre als Abt nach Wessobrunn kam, übernahm die Abtei die für die Klöster damals so wichtige „Hirsauer Reform“.[4]

Mit dem Ende des Nonnenklosters und durch eine gewaltige Brandkatastrophe um 1220, die Kloster und Kirche bis auf die Grundmauern vernichtete, setzte eine neue und lang anhaltende Bauperiode ein. Das neue Münster konnte jedoch erst 1285 vollendet werden. Von der damaligen Inneneinrichtung finden sich noch eindrucksvolle Plastiken im „Wessobrunner Saal “ des Bayerischen Nationalmuseums. Es handelt sich um die spätromanischen Lettnerfiguren aus Sandstein: Christus, die Apostel und das Gnadenbild der „Mutter der heiligen Hoffnung“.

Aus dieser Zeit sind in Wessobrunn selbst nur noch das spätromanische Kruzifix und der Römerturm, der „Graue Herzog“ erhalten.

Von den Auswirkungen der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen (Investiturstreit) blieb auch das Kloster Wessobrunn nicht verschont und diese führten zu großen Belastungen innerhalb des Konventes.

1330 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer dem Kloster die niedere Gerichtsbarkeit und um 1402 unter Abt Ulrich V. von Höhenkirchen erhielt der Abt das Recht, die Pontifikalien zu tragen. 1450 erfolgte die Inkorporierung der Pfarreien Landsberg und Weilheim.

Das Kloster erlebte in den folgenden Jahren eine wechselvolle Geschichte mit unterschiedlich bedeutenden Äbten, reger Bautätigkeit, aber auch Zeiten des Verfalls der Klosterzucht. Abt Petrus II Wittiber sah sich durch große Armut gezwungen, seine Conventualen auf andere Klöster zu verteilen.

Herzog Albrecht IV beendete diese Verfallsperiode 1498 in dem er das Kloster auflöste. Mit der Neubesiedlung durch Abt Heinrich Zäch und Mönchen aus der Abtei Scheyern, die sich eng an die Statuten der Melker Reform hielten, wurde Wessobrunn wieder zu einem vorbildlichen Kloster und blieb es bis zum Zeitpunkt der Säkularisation .[5]

Dem tatkräftigen und umsichtigen Abt Gregor II Prugger gelang es in seiner langen Regierungszeit ( 1607-1655, er legte im Alter von 13 Jahren seine feierliche Profess ab und wurde mit 25 Jahren Abt), die Geschicke des Klosters durch die schwierige Zeit des 30jährigen Krieges zu führen.

Doch selbst in diesen Jahren des Krieges, wirtschaftlicher Einbußen und dem Einfall randalierender Truppen aus Schweden wurden weder das klösterliche Leben, noch die Förderung der Kunst unterbrochen .[6]

Zur Vorbereitung und Gründung der Salzburger Universität ließ Abt Prugger Pater Joachim Buechauer als Abt nach St. Peter in Salzburg ziehen. Dieser setzte sich sehr für die Benediktiner-Universität ein und “ wurde in das Direktorium der Universität aufgenommen“ ( W. Winhard).[7]

Pater Thomas Ringmayr, der 1617 seine Profess bei Abt Gregor Prugger abgelegt hatte, wurde zum ersten Wessobrunner Professor an der Salzburger Universität.

Literaturangaben

[1] Hist. Wessofontani, S. 76, Anmerkung 92

[2] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, S. 12

[3] Pörnbacher Hans, Das Wessobrunner Gebet, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2004

[4] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, S. 12 – 13

[5] Andrian-Werburg, Irmtraud Freifrau von, Germania Sacra, Das Bistum Augsburg, Die Benediktinerabtei Wessobrunn, S. 101

[6] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, S. 20 ff.

[7] Ebd., S. 22 -Die Abtei Wessobrunn nach dem 30jährigen Krieg bis zur Säkularisation

Die Abtei Wessobrunn nach dem 30jährigen Krieg bis zur Säkularisation

Die Äbte des Klosters Wessobrunn bemühten sich stets um die wissenschaftliche Ausbildung ihrer Mönche und haben diese auch zielbewusst gefördert. So finden wir viele junge Conventualen vor allem an der Salzburger Benediktiner-Universität und teilweise kehrten sie von dort als Professoren der Theologie, des Kirchenrechts und der Philosophie zurück. Es gingen im 18. Jahrhundert nicht weniger als 30 Professoren aus Wessobrunn hervor, die vor allem an der Salzburger Universität, aber auch an anderen Hochschulen wie an denen der Bayerischen Benediktiner-Kongregation in Benediktbeuern, Freising, Weihenstephan, Tegernsee u.a. lehrten. Neben der Veröffentlichung verschiedener wissenschaftlicher Werke ragt besonders die in 30 Jahren erarbeitete und 1751 herausgegebene „Wessobrunner Bibel-Konkordanz“ hervor, zu der Papst Benedikt XIV sich lobend äußerte.

In der Zeit nach dem 30jährigen Krieg traten die Wessobrunner Äbte besonders hervor als Bau- und Barockprälaten. Namentlich erwähnt seien vor allem Abt Leonhard Weiß, (1671-1696), Abt Thassilo Bölzl, (1706-1743) und Abt Beda von Schallhammer (1743-1760). Unter Abt Leonhard wurde mit einer grundlegenden Neugestaltung und mit umfangreichen Neubauten derKlosteranlage begonnen. Der von dem ortsansässigen Baumeister Johann Schmuzer stammende Idealplan konnte jedoch nicht vollständig verwirklicht werden.

Abt Leonhard war auch wesentlich an der Gründung der Bayerischen Benediktiner-Kongregation 1648 beteiligt.

Abt Thassilo Bölzl setzte sich vor allem für eine „repräsentative Gestaltung der Klostergebäude ein“ (Andrian-Werburg)[1]

Trotz des Widerstandes der Bevölkerung, bei der Räumung des Friedhofs und des Konventes in dem Vorhaben die Gebäude im modernen Baustil umzugestalten, setzte er sich für die Verwirklichung seiner Pläne zielstrebig ein. Abt Thassilo wird zudem geschildert als „Patron der Wissenschaften und ihren glühendsten Promotor“. Unter ihm wurde der Grundstein für jenes wissenschaftliche Wirken Wessobrunns gelegt, das bis zur Säkularisation in höchstem Ansehen stand. [2]

Wir dürfen Abt Thassilo aber auch als den großen Förderer der Bruderschaft von der „Mutter der schönen Liebe“ bezeichnen. (Siehe unten). Sein Interesse galt ebenso der Verehrung der heiligmäßigen Gestalten seines Klosters, des ermordeten Abt Thiento, des seligen Abtes Waltho und der seligen Diemut. Eine große Rolle im Leben und Wirken dieses Abtes spielte zudem seine Sorge für das geistliche Leben. Große Verantwortung und Verpflichtung war ihm die Seelsorge im eigenen Konvent, und in den zu Wessobrunn gehörenden Pfarreien. In diesen ließ er neue Kirchen und Pfarrhöfe errichten bzw. Umbauten vornehmen.
Mit unternehmerischem Geschick gelang es ihm zudem die Wessobrunner Weingüter in Südtirol auf das Anbaugebiet um das Dorf Gratsch zu konzentrieren. Hatte Abt Thassilo in vielerlei Hinsicht bedeutendes bewirkt und geleistet, so galt er sich selbst gegenüber als äußerst bescheiden und sparsam.[3]

Als hochgebildeter und bereits 59jähriger Mönch wurde Beda von Schallhammer 1743 als neuer Abt gewählt. Er hatte zuvor die Ämter eines Custos, Cellerars, Archivars und Priors bekleidet und eine umfangreiche Lehrtätigkeit wahrgenommen vor allem als Professor für Kirchenrecht. Wie sein Vorgänger förderte er die Ausbildung der jungen Kleriker und die wissenschaftliche Tätigkeit seiner Mönche. Schon bei seinem Amtsantritt gab es in Wessobrunn hochgebildete Conventualen.

Unter seiner Regierungszeit wurden keine großen Bauten ausgeführt, mit Ausnahme der Wessobrunner Pfarrkirche. Die innere klösterliche Entwicklung war Abt Beda ein großes Anliegen und durch seine persönlichen Eigenschaften hat er dazu selbst beigetragen. Auch über sein eigenes Kloster hinaus und innerhalb der Bayerischen Benediktiner-Kongregation war Abt Beda sehr geachtet und über 13 Jahre war er ihr Präses. In seine Amtszeit fällt zudem die mit großer Pracht gefeierte Festwoche anlässlich des 1000jährigen Gründungsjubiläums 1753.

Weltliche Fürsten, Prälaten und Pröbste der umliegenden Klöster nahmen an den Festlichkeiten und Pontifikalämtern teil und es wurde „Gott und dem Stifter“ gedankt. Zwei Jahre vor seinem Tod feierte Abt Beda das Fest sein goldenen Priesterjubiläums und zu diesem Anlass versammelten sich wieder Äbte der Bayerischen Benediktiner-Kongregation und Pröbste der umliegenden Stifte. Anfang Mai resignierte Abt Beda und starb bereits am 20. dieses Monats .[4]

Literaturangaben

[1] Andrian-Werburg, Irmtraud Freifrau von, Germania Sacra, Die Benediktinerabtei Wessobrunn.

[2] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, S. 31 – 45

[3] Ebd.

[4] Winhard Wolfgang, Die Abtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, S. 46 – 60

Das wissenschaftliche Wirken der Wessobrunner Mönche

Wie bereits erwähnt bemühten sich die Wessobrunner Äbte um eine gründliche Ausbildung ihrer Conventualen.
Die Novizen und Kleriker erhielten eine zusätzliche Ausbildung im eigenen Kloster in Dogmatik, Moraltheologie, Ordensgeschichte und Kirchenrecht. Fast alle Kleriker wurden ins Kommun-Studium oder an die Alma Benedictina nach Salzburg geschickt. Vorwiegend wurden die Mönche zu Doktoren der Theologie und der Philosophie promoviert.

Ferner studierten und dozierten sie Rhetorik, Kirchenrecht, Theaterwissenschaft, freie Künste und Humanwissenschaft. Außer der erwähnten Bibelkonkordanz veröffentlichten sie weitere bedeutende Werke. So widmete P. Thomas Ringmayr seine Dissertation über: „Die Natur und Eigenschaft der Engel“ seinem Abt. Herausragende Gelehrte waren u.a. P. Alanus Ritter ( geb. 1684, Profess 1704) und als „typischen Klostergelehrten seiner Zeit bezeichnet Wolfgang Winhard P. Thomas Aquin, (geb. 1675) von dem gesagt wird, dass er die Einsamkeit liebte und jede freie Minute nutzte für literarisches oder wissenschaftliches Wirken. P. Coelestin Leutner, geb. 1695 in Traunstein, studierte zunächst in München und Salzburg und wollte ursprünglich Weltpriester werden.

„Geistund Lehre der Alma Benedictina“ in Salzburg, sowie das „Beispiel der gelehrten Männer an der Salzburger Universität, wirkte so anregend auf ihn ein, dass er sich entschloss, zu Wessobrunn in den Orden einzutreten“.[1]

Neben seiner Lehrtätigkeit in Freising und Salzburg schrieb er Dramen und Gedichte Lt. Forschungen kommt Leutner als Autor für 20 gespielte Stücke am Salzburger Universitätstheater in Betracht. 1753 konnte Leutners umfangreiches Geschichtswerk „Historia Monasterii Wessofontani“ veröffentlicht werden. P. Lindner bezeichnet es als „sein Hauptwerk, wodurch er seinem Stift ein bleibendes Denkmal setzte“.[2]

Auf einer Steintafel in der Universitätskirche in Salzburg finden wir unter den Namen der dort begrabenen Universitätsrektoren auch P. Gregor Zallwein aus Wessobrunn aufgeführt, der zu den bedeutendsten Kanonisten in Salzburg im 18. Jahrhundert zählt. P. Simpert Schwarzhuber (geb. 1727) war der letzte Wessobrunner Mönch, der in Salzburg lehrte.

Er kam 1757 nach Salzburg und lehrte dort zunächst an der philosophischen Hochschule Moralphilosophie und Geschichte, Völkerrecht und Kirchengeschichte. Er wechselte 1774 an die theologische Hochschule und war dort Professor für Moral, Dogmatik u. Kirchengeschichte.

Literaturangaben

[1] Lindner Pirmin, Fünf Professbücher, I Wessobrunn, S. 42

[2] Ebd. -Die Bibliothek des Klosters Wessobrunn

Die Bibliothek des Klosters Wessobrunn

Den Klosterbibliotheken kommt für die gesamte literarische Überlieferung unseres abendländischen Kulturkreises eine große Bedeutung zu.[1]
Schon in der Benediktusregel wird das Vorhandensein von Büchern und das Lesen als selbstverständlich vorausgesetzt. [2]
Wessobrunn war, wie die anderen Klöster, ein herausragender Ort der Wissenschaft und wir dürfen aufgrund verschiedener Quellen davon ausgehen, dass trotz aller Wechselfälle und Zerstörungen der Bücherbestand immer wieder vermehrt wurde. Mit Sicherheit darf gesagt werden, dass keine Handschrift aus der Zeit vor 955 die Zerstörung durch die Ungarn überstanden hat. Wessobrunn hatte , wie Erwin Arnold feststellt, „jedoch zu keiner Zeit ein Scriptorium als eine feststehende und dauerhafte Einrichtung“.[3]

Dennoch gab es unter den Klosterangehörigen immer wieder begabte Schreiber, die den Bestand der Bibliothek erweiterten. Zu erwähnen sei hier noch einmal die selige Diemut von Wessobrunn,die 45 liturgische Bücher abschrieb (siehe oben) und deren Arbeiten große literarische Bedeutung zugemessen wird. Ein ebenso bedeutendes, aber weniger bekanntes Schreibtalent, finden wir in dem Mönch Ludwig ( gest. 1220). Er schrieb neben seinen eigenen Werken, Gedichten usw. über 65 Werke aus allen Zweigen der Wissenschaft ab. Er lebte und arbeitete in Wessobrunn unter drei Äbten, von denen er sehr gefördert wurde.

Im Jahre 1438 wurde Ulrich Stöckl aus Tegernsee zum Abt von Wessobrunn gewählt. Dieser, für die Belange des Klosters so entscheidende Reformabt galt als äußerst gewandt und gebildet. Von ihm wird gesagt, dass er der fruchtbarste Rhythmendichter des späten, vielleicht sogar des ganzen Mittelalters sei. Es konnte nachgewiesen werden, dass Ulrich Stöckl der Verfasser einer großen Anzahl von Psaltern, Reimgebeten und Leseliedern ist, die alle in der Tegernseer Handschrift überliefert sind. Es heißt, seine Dichtungen seien auch für die Ikonographie von größter Bedeutung gewesen.[4]

Immer wieder wurden auch Lohnschreiber beschäftigt, die mit dem Kopieren von Bibel- und Kirchenväterhandschriften beauftragt waren. Abt Gregor Prugger erweiterte den Bibliotheksbestand, indem er beträchtliche Summen für den Bücherkauf aufwandte. Durch Förderer und Gönner, aus Stiftungen und aus dem Nachlass der Mönche, vor allem derer, die in Salzburg als Professoren lehrten, erhielt die Bibliothek immer wieder kostbare Einzelstücke.

Die Bücher befanden sich zeitweise in unterschiedlichen Räumen und zum Teil in Verbindung mit dem Archiv. Schließlich bekam die Bibliothek unter Abt Paul II Ranck (1460-1486) ein neues Gebäude. Abt Thassilo Bölzl (1706 – 1743) ließ um 1711 einen Neubau für die Bibliothek errichten. Dieser genügte aber offensichtlich nicht, „denn bereits 1730 wurde die Klage laut“, so Erwin Arnold, “ dass die Bücher wieder an verschiedenen, entlegenen Stellen im Kloster verteilt seien“.[5]

Daher bekam die Bibliothek unter Abt Ulrich VII Mittermair (1760-1770) neue komfortable Räume.

Zum Zeitpunkt der Säkularisation war der Bücherbestand aber wieder an drei Stellen verteilt.

Irmtraud Freifrau von Andrian-Werburg stellt fest: „Die mit den besseren Werken bestückte Hauptbibliothek, zu der drei Türen führten, lag mitten im Konvent, das zweite Büchergewölbe lag neben dem physikalischen Kabinett, der dritte Bibliotheksraum befand sich im Erdgeschoss neben dem Rekreationszimmer, mit dem er durch eine Tür verbunden war. Der im 18. Jahrhundert erbaute Hauptbibliotheksraum wurde am 20. Juli 1810 zum Abriss freigegeben. [6]

Konrad Hölzl beschreibt in seinem Buch: „Die Säkularisation des Klosters Wessobrunn“ u.a. folgendes über die Veräußerung der Bibliothek: „Bei der Säkularisation wurden die Bestände der Bibliothek und des Armariums an Schulen und Archiven gegeben, Aus einem Schreiben vom 17. Febr. 1804 geht hervor, dass die Bücher der Bibliothek an die Hofbibliothek, Universität und an die unterländischen Schulen gegangen sind. In einem Schreiben vom 23. Januar 1810 bat der Pfarrer von Rott, Ulrich Stolz, ein ehemaliger Pater des Klosters Wessobrunn, den Rest der Bibliothek kaufen zu dürfen. Aus einem Protokoll vom 21. März 1811 geht hervor, dass er ca. 40 Zentner Bücher für 20 Gulden erworben hat.“[7]

Erwin Arnold stellte fest, dass doch ein Großteil der Wessobrunner Bibliothek die Säkularisation überstanden hat. “ So finden sich noch große Bücherbestände in den beiden größten Bibliotheken Bayerns, der Bayerischen Staatsbibliothek und der Münchener Universitätsbibliothek. Dort stehen die aus Wessobrunn stammenden Bücher den Forschern aus aller Welt für viele noch zu lösende Fragen und Aufgaben zur Verfügung“.[8]

Literaturangaben

[1] Arnold Erwin, Buchproduktion und Bibliothek im Kloster Wessobrunn, Aufsatz in der Festschrift: 1250 Jahre Wessobrunn, S. 237 – 247

[2] Benediktusregel, Kap. 48

[3] Arnold Erwin, Buchproduktion und Bibliothek im Kloster Wessobrunn, Aufsatz in der Festschrift: 1250 Jahre Wessobrunn, S. 237 – 247

[4] Hager Georg. Die Bautätigkeit und Kunstpflege im Kloster Wessobrunn und die Wessobrunner Stuccatoren in Oberbayerisches Archiv, 1893-1894, S. 266

[5] Arnold Erwin, Buchproduktion und Bibliothek im Kloster Wessobrunn, Aufsatz in der Festschrift, 1250 Jahre Kloster Wessobrunn

[6] Andrian-Werburg, Irmtraud Freifrau von, Germania Sacra: Die Benediktinerabtei Wessobrunn

[7] Hölzl Konrad: Die Säkularisation des Klosters Wessobrunn. Staatliche Willkür verändert die soziale Struktur eines Klosterdorfes, Vereinigung Wessofontanum, S 70 – 72

[8] Arnold Erwin, Buchproduktion und Bibliothek im Kloster Wessobrunn, Aufsatz in der Festschrift, 1250 Jahre Kloster Wessobrunn S 237 – 247

Von der Säkularisation bis zur Wiederbesiedlung durch die Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

„Wessobrunner Stuck“, „Wessobrunner Gebet“, „Wessobrunner Bibelkonkordanz“, Leistungen der Wessobrunner Conventualen, all dies hat Wessobrunn weit über den Ort und das Land hinaus bekannt gemacht. Bekannt gemacht hat Wessobrunn zudem die Verehrung der „Mutter der schönen Liebe“.[1]

Die Marienverehrung hatte in Wessobrunn seit Jahrhunderten einen festen Platz. Schon die erste Kirche aus der Karolingerzeit und ebenso das „Alte Münster“ waren Maria geweiht. Das Fest der Unbefleckten Empfängnis wurde bereits 1165 feierlich begangen.[2]

Wir dürfen annehmen, dass Wessobrunn zumindest im süddeutschen Raum der Ort ist, an dem dieses Fest zuerst gefeiert wurde. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf die Embleme, die sich als Deckengemälde im Gäste- und Prälatentrakt des Klosters befinden. Nach einer Vorlage des Augsburger Benediktiners Joseph Zoller, entstanden um 1712, stellen sie in vielen symbolischen Bildern das Glaubensgeheimnis der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ dar. Das Wessobrunner Gnadenbild „Mutter der heiligen Hoffnung“ in Steinguss zwischen 1235 u. 1250 angefertigt, befindet sich, wie schon erwähnt, im Bayerischen Nationalmuseum in München. Nach Forschungen von Hugo Schnell gilt dieses Kunstwerk als das „älteste heute noch erhaltene marianische Gnadenbild Bayerns.“[3]

Um 1700 kam das Bild der „Mutter der schönen Liebe“ nach Wessobrunn. P. Placidus Angermayer kam 1692 zum Studium nach Prüfening und brachte von dort das Bild des Prüfeninger Malers und Benediktiners Innozenz Metz mit. Als Vorbild dieser Darstellung ist das Bild der „Mutter mit dem geneigten Haupt“ zu sehen, das damals schon verehrt und auch in Kupferstichen verbreitet war. P. Placidus gründete eine Bruderschaft zu Verehrung der „Unbefleckten Empfängnis“. Zusammen mit einer Bittschrift schickte er eine Kopie des Bildes nach Rom und Papst Clemens XI soll beim Anblick dieses Bildes ausgerufen haben: „In diesem Bild liegt etwas Himmlisches, es verdient eine Bruderschaft.“[4]
Am 17. Mai 1711 konnte die Bruderschaft feierlich eröffnet werden. Sie breitete sich erstaunlich rasch und weit aus. Schon am ersten Tag ließen sich tausend Mitglieder eintragen. Bereits 1714 kann P. Placidus im Jahresbericht Mitglieder aus Ländern wie Ober- und Unterösterreich, Kärnten, Gran, Steiermark, Salzburg, Tirol, der Pfalz, Schwaben und Franken aufzählen. Kurfürst Max Emmanuel ließ sich am 4. August mit seiner Gemahlin und den Prinzen eintragen und stiftete eine eigene Kapelle. Aufgrund der großen überörtlichen Bedeutung, erhob Papst Benedikt XIV am 10. Februar 1757 die Bruderschaft in den Rang einer Erzbruderschaft.

Neben der Bruderschaft der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ gab es in Wessobrunn noch eine Rosenkranzbruderschaft und eine Skapulierbruderschaft. Diese dienten, wie die „Bruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes“ im nahegelegenen und als Superiorat zu Wessobrunn gehörenden Vilgertshofen, der Verehrung Marias.

Wolfgang Winhard stellt fest, dass Wessobrunn im 18. Jahrhundert ein Schwerpunkt marianischer Frömmigkeit war und von keinem Kloster übertroffen wurde.[5]

Literaturangaben

[1] Winhard Wolfgang: Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, S. 122 ff.

[2] Mayer Adalbert, „Bruderschaften beim ehemaligen Kloster Wessobrunn“, Festschrift 1250 Jahre Wessobrunn, S. 225 – 230

[3] Mayer Adalbert, Faltblatt, „Maria, Mutter der Schönen Liebe“, Wessobrunn, 2. Auflage 1997

[4] Mayer Adalbert, „Bruderschaften beim ehemaligen Kloster Wessobrunn, Festschrift 1250 Jahre Wessobrunn, S. 225 – 230

[5] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, „Barocke Frömmigkeit“ S. 112 ff

-Von der Säkularisation bis zur Widerbesiedlung durch die Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

Von der Säkularisation bis zur Wiederbesiedlung durch die Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

Im Jahr 1803 war das Ende der Klöster in Deutschland besiegelt. Der Paragraph 35 des Reichsdeputationsbeschlusses trat in Kraft und berechtigte auch die bayerischen Kurfürsten Klöster aufzuheben und deren Vermögen zu beschlagnahmen. Schon im Vorfeld wurden ab der Jahrhundertwende die Klöster immer größeren Repressalien ausgesetzt.[1]
1802 hatte man in Wessobrunn bereits mit der Inventarisierung des Klosters begonnen und dabei Bibliothek, Armarium sowie Schränke versiegelt in denen kostbare Gegenstände aufbewahrt wurden. Dieses Vorgehen sollte verhindern, dass irgendetwas dem Zugriff des Staates entzogen werde, da geplant war, den Klosterbesitz zu verkaufen um die Staatskasse finanziell aufzubessern.

Am 19. März 1803, dem Josefitag, erschienen bei Abt Johannes Damaszen Kleinmayr die „churfürstliche Aufhebungskommissare“ und überbrachten ihm ein Schreiben der Generallandesdirektion, das sie beauftragte, die Exekution der Paragraphen 35 und 42 des Reichsdeputationshauptbeschlusses in Wessobrunn vorzunehmen.
Wessobrunn war zu diesem Zeitpunkt ein lebensfähiges Kloster und hatte berechtigte Zukunftschancen. Der Konvent zählte 29 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren. Die Mönche mussten das Kloster verlassen und sie fanden Unterschlupf bei Familien im Klosterdorf oder auch in der näheren Umgebung. Die meisten Patres übernahmen pastorale Aufgaben in den Pfarreien, die zum Kloster gehört hatten. Eine Lokalkommission wurde damit beauftragt, Orgeln, Altäre, Mobiliar usw. zu versteigern.[2]
Es herrschte bezüglich historisch und künstlerisch wertvoller Bauwerke in dieser Zeit ein großes Desinteresse und so waren die Gebäude dem Verfall preisgegeben.[3]

Türen, Fensterstöcke, Öfen und Kupferwerk waren bereits herausgenommen bzw. durch Diebstahl entwendet worden. Am 17.02. 1807 erlaubte König Max I, dass der Prälatentrakt zum Pfarrhof bestimmt wurde. Nach einem Großbrand in Weilheim dienten die Klosterkirche und die restlichen Gebäude als Steinbruch zum dortigen Wiederaufbau.

„Eine geistige, religiöse und kulturelle Tradition, die in über tausend Jahren gewachsen war, vor allem in Bayern, Land und Volk geprägt hatte, war nun jäh zerschlagen.“ [4] (Wolfgang Winhard nach Georg Schwaiger)

Nachdem die Konventgebäude und die Kirche des Klosters Wessobrunn abgerissen worden waren, blieben nur noch der Prälaten- und der Gästetrakt. Die Besitzer wechselten häufig, der wirtschaftliche Erfolg des noch vorhandenen Klostergutes blieb aus und so dachte man daran, auch diese Gebäude noch abzubrechen um sie als Baumaterial zu verwenden. Prof. Dr. Johann Nepomuk Sepp, ein Historiker aus München kaufte 1861 diese Gebäude. Er wird heute mit Recht als der „Retter von Wessobrunn“ bezeichnet.

Am 8. September 1913 haben die Missions-Benediktinerinnen von Tutzing das monastische Leben in den noch vorhandenen Gebäuden der ehemaligen Benediktiner-Abtei wieder aufgenommen. Diese Wiederbesiedlung wurde möglich durch einen Mann, der zeitlebens von einer großen Liebe zum Benediktinerorden erfüllt war: Baron Theodor Freiherr von Cramer-Klett (18.08.1874 – 30.05.1938) „Klöster der Beuroner Kongregation, sowie auch der Kongregation von St. Ottilien erfuhren immer wieder die Großzügigkeit Cramer-Kletts. Er hat sie nach Kräften gefördert. Unendlich viel getan hat er für die Widerbesiedlung Ettals, er hat das Studienkolleg der Abtei Scheyern gegründet und die Verselbständigkeit des Klosters Ottobeuren unterstützt. Dieser Abtei schloss er sich als Laienoblate an. Er ermöglichte fast gleichzeitig mit dem Wiederaufbau von Ettal auch die Neuerrichtung des Klosters Plankstetten. Dieses wurde, wie Ettal, von Mönchen der Abtei Scheyern wieder besiedelt. Die Abtei Neuburg/Neckar erfuhr ebenfalls kräftige Unterstützung, ebenso hat er beigetragen zur Ausstattung des Studienkollegs von S. Anselmo in Rom. Auch zeigte er sich als Gönner und Förderer der wissenschaftlichen Stiftung „Monasticon metropolis Salisburgensis antiqua“.[5]

Literaturangaben

[1] Prockl Eva, Informationstafeln im Museum, Kloster Wessobrunn

[2] Winhard Wolfgang, die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert: Die Säkularisation S. 135 – 153

[3] Prockl Eva, Informationstafeln im Museum, Kloster Wessobrunn

[4] Winhard Wolfgang, Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, Die Säkularisation S. 135 – 153

[5] Otto Georgia OSB, „Theodor Freiherr von Cramer-Klett und sein Einsatz für den Benediktinerorden“ Aufsatz in der Festschrift: 1250 Jahre Kloster Wessobrunn

-Anfänge und Tätigkeiten der Schwestern im Kloster Wessobrunn 1913 bis zum heutigen Zeitpunkt.

Anfänge und Tätigkeiten der Schwestern im Kloster Wessobrunn 1913 bis zum heutigen Zeitpunkt

Nachdem die Schwestern das Kloster bezogen hatten, waren es zunächst alte, kranke und erholungsbedürftige Schwestern, die hier lebten. Auch wurden immer wieder Postulantinnen nach Wessobrunn versetzt. Um Einnahmen zu erhalten, vermieteten die Schwestern einige Zimmer an Gäste. Von Anfang an hatten sie sich auch in der ambulanten Krankenpflege für Kranke, Pflegbedürftige und Sterbende eingesetzt.

Kurz nach ihrem Einzug eröffneten sie in den eigenen Räumen einen Kindergarten und betreuten über 80 Jahre die Wessobrunner und Haider Kinder Bis 1974 wurde der Kindergarten ganz von den Schwestern geführt. Am 1. Januar 1974 hat die Gemeinde Wessobrunn die Trägerschaft über den Kindergarten übernommen.

Das Kloster und die Schwestern blieben auch von den Wirren des 2. Weltkrieges nicht verschont. Ab März 1941 folgte eine schwere Zeit, in der die Kreisleitung das Kloster beschlagnahmen wollte und die Schwestern das Haus verlassen sollten. Doch konnte diese Maßnahme verhindert werden. Schließlich wurden in den Räumen des Fürstentraktes 80 Kinder untergebracht, die aus „luftgefährdeten Gebieten“ stammten. Der Dienst an den Kindern machte den Schwestern große Freude.

In der Zeit von 1944-1954 richtete die Stadt München in den Räumen des Fürstentraktes ein Ausweichkrankenhaus ein und vorwiegend altersschwache, gebrechliche und hoffnungslose Dauerpatienten wurden hier untergebracht. So wurde dieses Krankenhaus in schlimmer Zeit für viele Patienten ein ruhiger Ort, an dem sie sich aufgehoben wussten.

Mit der Therapie für kranke, kränkelnde und erholungsbedürftige Kinder und Jugendliche fanden die Schwestern in der Zeit von 1954 bis 2001 ein neues Betätigungsfeld. Die Betreuung der jungen Kurgäste im Kinder- und Jugendkurheim, erforderte den ganzen Einsatz und das Engagement der Schwestern und MitarbeiterInnen, doch der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen schenkte viel Freude und Erfüllung. Nicht zuletzt durch die Gesundheitsreform und die Sparpolitik der Krankenkassen wurde es im Bereich der Kinderkuren immer problematischer. Schließlich musste schweren Herzens die Entscheidung getroffen werden, das Kinderkurheim Ende des Jahres 2001 zu schließen.

Mitte Mai 1980 konnte eine physiotherapeutische Abteilung in Betrieb genommen werden, zunächst nur für die im Kinder- und Jugendkurheim untergebrachten Patienten. Da aber schon sehr bald die Anwendungen für die jungen Patienten immer weniger finanziert wurden, wurde in Absprachen mit den Krankenkassen vereinbart, diese Therapiemöglichkeit auch externen Patienten anzubieten. Diese Möglichkeit verschiedener Behandlungen wurde von der Bevölkerung Wessobrunns und der Umgebung gerne wahrgenommen.

Seit der Übernahme der Gebäude durch die Missions-Benediktinerinnen wurden umfassende Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Wer jetzt die einst fast verfallenen Gebäude und Räumlichkeiten sieht, wird dankbar feststellen können, wie lohnend es war, dass sich viele Kräfte eingesetzt haben, das Kloster Wessobrunn, bzw. das, was von ihm noch übrig geblieben ist, wieder in strahlendem Glanz zu versetzen.

Seit vielen Jahren werden im Kloster auch Führungen für kunstgeschichtlich interessierte Besucher vorgenommen. Dabei nehmen die Gäste und Besucher , ca. 12 000 im Jahr, Anteil an der wechselvollen Geschichte Wessobrunns. Über eine sachkundige Information hinaus, wird diese Aufgabe auch als eine Chance gesehen, Menschen zu begegnen, die vielleicht mehr erwarten als nur eine kunstgeschichtliche Erläuterung. So bietet sich die Möglichkeit, etwas von dem deutlich zu machen, was religiöse Kunst im Tiefsten bedeutet. Gäste und Touristen sprechen bisweilen von dem Frieden, der zwischen den Mauern fast physisch greifbar ist, von einer Atmosphäre im Klostergeviert, die aufatmen lässt. Da wird wohl immer noch deutlich, dass das heutige Kloster auch und vor allem ein Ort des Gebetes und der Stille ist.

Nachdem 2001 das Kinder- und Jugendkurheim geschlossen wurde, stellen die Missions-Benediktinerinnen heute Räume für Beleggruppen zur Verfügung, laden sie ein, Gast zu sein und teilzunehmen an der Kultur des Klosters, an der Liturgie, und sich an der reizvollen Landschaft des

Pfaffenwinkels zu erfreuen und zu erholen. Die Betreuung der Gruppen, einzelner Gäste und inzwischen auch vieler Jakobspilger, die gerne auf dem Weg von München nach Lindau oder Bregenz in Wessobrunn Station machen, hat sich zu einer Hauptaufgabe entwickelt, und die Schwestern hoffen, diese im Sinn benediktinischer Gastfreundschaft gut erfüllen zu können.

Bei der Einweihung der Kapelle der Schwestern im Sept. 1965 sagte der damalige Abt von Schweiklberg Willibald Margraf u.a.[1]
„Das Gotteshaus ist das Herzstück eines Benediktinerklosters. Hier beginnt das Tagwerk mit dem feierlichen Morgenlob, von hier aus nehmen Sie die Kraft mit in den Alltag und beschließen den Alltag und die Arbeit mit Gebet und Besinnung.“ Wie die Benediktinermönche zur Zeit ihres Lebens und Wirkens in Wessobrunn versammeln sich heute die Schwestern mehrmals am Tag zum Stundengebet und nehmen in der Liturgie teil am Lobpreis der Kirche. Durch ihr Gotteslob bezeugen sie, dass die Verherrlichung Gottes in ihrem Leben den Vorrang hat, entsprechend dem Wort des hl. Benedikt: „Dem Gottesdienst werde nichts vorgezogen.“

So versucht die kleine Gemeinschaft der Schwestern in Wessobrunn in der bewährten und von ihr geliebten benediktinischen Tradition zu leben. Sie möchten sich den suchenden und fragenden Menschen öffnen, geistliche Werte mit ihnen teilen und deutlich machen, dass es sich auch in heutiger Zeit lohnt, ein Leben zu führen im Hören auf Gottes Wort, in dem Bemühen,“ der Liebe zu Christus nichts vorzuziehen und in dem Wissen, dass wir alle Hoffnung auf Gott setzen dürfen“[2].

2014 kaufte Martina Gebhardt das ehemalige Kloster für ihr Naturkosmetik-Unternehmen. Der Klostergarten wurde mit Heilkräutern bepflanzt. Die Hälfte der Gebäude wurde für das Unternehmen genutzt, in der anderen Hälfte zogen traditionelle Handwerker und ein Seminarbetrieb ein. Verhandlungen mit der Käuferin haben sichergestellt, dass die Kirchengemeinde die Pfarrräume im Kloster weiterhin und dauerhaft nutzen kann.

2017 besuchte das BR Fernsehen das Kloster für die Reportage Der Letzte macht das Licht aus? Von der Umnutzung von Klöstern.

Literaturangaben

[1] Predigt des Abtes Willibald als Manuskript im Archiv des Klosters Wessobrunn

[2] Regel des heiligen Benedikt, Kap. 4

© Sr. Georgia Otto OSB